Jüdische Opfer

Erste „Euthanasie“-Opfer: jüdische Patienten der Rotenburger Anstalten

Im August 1940 verfügte der Reichsminister des Inneren, dass jüdische Patienten nicht mehr zusammen mit „arischen“ Kranken untergebracht werden sollten. Drei jüdische Insassen der Rotenburger Anstalten wurden schon wenige Wochen später, am 21. September 1940, in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf verlegt. Wunstorf diente als Sammelstelle für jüdische Kranke aus Norddeutschland.

 

Eltern und Betreuer erhielten über die Verlegung Nachricht, doch die Absichten wurden verschleiert. Am 27. September 1940 kamen die drei Rotenburger Patienten in einem Transport mit 157 anderen in die Tötungsanstalt Brandenburg/Havel. Dort wurden sie in der Gaskammer ermordet.

Max Windmüller

Max Windmüller kam am 8. November 1904 in Weener zur Welt. Seine Eltern waren Isidor Windmüller und Susanne Sara Windmüller, geborene Hammerschlag. Seit dem 4. Juli 1927 lebte Max mit der Diagnose Epilepsie in den Rotenburger Anstalten. Nach Inkrafttreten des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses Anfang 1934 wurde er am 10. Dezember 1934 im Krankenhaus Rotenburg sterilisiert. Im September 1940 wurde er in Brandenburg/Havel ermordet.

Hans Rosenbaum

Hans Rosenbaum wurde am 29. April 1920 in Hannover als Kind von Ludwig Rosenbaum und Jenny Rosenbaum, geborene Jacobowitz, geboren. Am 8. Mai 1929 kam der Neunjährige wegen einer geistigen Behinderung in die Obhut der Rotenburger Anstalten. Er wurde 1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Seine fünf Jahre jüngere Schwester Henny wurde 1941 in das Ghetto Riga deportiert. Sie überlebte Deportation und KZ-Haft.

Jenny Rosenbaum

1890–1944, in der Nähe von Riga ermordet, Mutter von Hans Rosenbaum (Gedenkstätte Ahlem)

„Da ich bis heute noch keine Nachricht erhalten habe, wohin mein liebes Hänschen gekommen ist, können Sie sich denken, in welcher Unruhe ich mich befinde. Vielleicht können Sie mir, falls Sie nicht wissen, wohin die Kranken weitergekommen sind, wenigstens den Ort in Brandenburg nennen. Vielleicht könnte ich mich an die Anstalt in Brandenburg, wenn ich die Adresse wüßte, um Auskunft wenden, da ich gar nicht weiß, wohin ich mich sonst wenden sollte.“

Anfrage von Jenny Rosenbaum an die Anstalt in Wunstorf, 4. Oktober.1940 (s. Asmus Finzen, Massenmord ohne Schuldgefühl, Bonn 1996)

Hans Rosenbaums Mutter informierte die Rotenburger Anstalten am 5. April 1941 darüber, dass ihr aus der „Irrenanstalt Chelm“ bei Lublin eine Sterbeurkunde ihres Sohnes zugeschickt worden sei. Häufig wurden Angehörige auf diese Weise getäuscht. Eine Irrenanstalt Chelm gab es nicht, Hans Rosenbaum war bereits am 27. September 1940 in Brandenburg ermordet worden. (ARW BA 3140)

Senta Storch

Senta Storch kam am 2. Oktober 1926 in Hannover zur Welt. Ihre Eltern Adolf Storch und Bronia Storch, geborene Feldberg Brüh, brachten sie am 1. September 1938 in den Rotenburger Anstalten unter. Die Diagnose des Kindes lautete Epilepsie mit Schwachsinn. Senta Storch wurde
im September 1940 in die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf verlegt und wenige Tage später in der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet.

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